Der gebürtige Büchlberger arbeitet nebenbei für eine US-amerikanische Sportagentur, die per Stipendien deutsche Spieler an Colleges vermittelt.
Längst steht Michael Eibl nicht mehr selbst auf dem grünen Rasen. Dennoch ist der 30-Jährige auf den Fußballplätzen im Freistaat omnipräsent. Als Trainer oder Teammanager? Weder noch. Der gebürtige Büchlberger (Lkr. Passau) fahndet nach jungen Kickern, die er über den großen Teich nach Amerika schicken kann. Wie bitte? Klingt unglaublich, ist aber so. FuPa hat sich mit einem Spielervermittler der ganz besonderen Art unterhalten.
“Ich bin normalerweise an den Wochenenden auf den Fußballplätzen unterwegs – außer natürlich jetzt in der Corona-Phase”, erzählt Michael Eibl von seinem ungewöhnlichen Nebenjob. Hauptberuflich ist der 30-Jährige Zahntechniker und lebt zusammen mit seiner Freundin in München. Dem runden Leder jagt der Ex-Kicker des TSV Waldkirchen, des SV Schalding, des 1. FC Passau und des SC Eltersdorf schon längere Zeit nicht mehr selber nach, der Fußball hat ihn dennoch nicht losgelassen. Und so hat er sein Hobby zum (Neben)Beruf gemacht. Für die Agentur “Athletes USA” mit Hauptsitz in Florida sucht er nach jungen Kickern, die in den USA einmal College-Soccer ausprobieren wollen. “Die Agentur bietet viele Sportarten an, der Fokus liegt aber auf Fußball”, erklärt Eibl und skizziert kurz sein Aufgabengebiet: “Die Trainer der rund 2.000 US-Colleges sprechen die Agentur an, wenn es um neue Spieler geht. Da sucht zum Beispiel der Coach XY nach einem Linksverteidiger. Diese Infos gibt die Agentur dann an mich weiter. Ich mache dann zunächst einmal ein wenig ‘Brainstorming’. Wen kenne ich, der auf dieser Position spielt? Wer studiert und kommt für ein Stipendium in Frage? Dann gehe ich raus und sehe mir die Spieler live vor Ort an.”
Die Agentur bringt Sportler auch nach Kanada – und man muss nicht unbedingt studieren. “Wir vermitteln auch Spieler ohne Stipendium an US-Teams, die dann in der 3. oder 4. Liga dort kicken. Das kann zum einen eine gute Auslandserfahrung sein, zum anderen werden vielleicht Profiklubs auf einen aufmerksam”, erzählt Eibl. Der Ex-Jahn-Profi und derzeitige Illertisser Markus Smarzoch dient als Beispiel. Er konnte unter professionellen Bedingungen beim Chattanooga FC in Tennessee spielen.
Vor allem im Großraum München ist Eibl unterwegs. Naheliegend, da er in der Landeshauptstadt wohnt, aber noch aus einem anderen Grund: “In und um München gibt es sehr viele gut ausgebildete Spieler.” Er scoutet aber nichr nur in München und Bayern, ganz Deutschland hat er im Blick. Bloß: “Die Jungs in Norddeutschland vor Ort zu beobachten ist etwas schwierig”, schmunzelt er und greift dann auf ein Hilfsmittel zurück: “Eine super Unterstützung ist für mich FuPa. Die relevanten Spielerprofile sind schnell und unkompliziert aufrufbar. Und dadurch kann ich auch sofort erkennen, auf welchem Niveau sich ein Spieler bewegt.”
Michael Aringer gab den entscheidenden Hinweis.
Wie kam`s eigentlich zu seinem ungewöhnlichen Engagement? Michael Eibl kam selbst in den Genuss, per Stipendium an einem College in South Carolina a) zu studieren und b) auf hohem Niveau Fußball spielen zu können. Ihn wiederum hat zu seiner Zeit Michael Aringer, ein Teamkollege aus gemeinsamen Schaldinger Tagen, angefixt. “Ich wollte einfach was Neues erleben. Von 2013 bis 2014 durfte ich 17 Monate lang überragende Erfahrungen machen. Mich hat vor allem fasziniert, dass du mit so vielen unterschiedlichen Kulturen zusammenkommst. Schotten, Kanadier, Norweger – es waren Jungs aus der ganzen Welt dabei. Eine einmalige Sache. Das hat mich dazu bewegt, auch anderen diese Option aufzuzeigen und ihnen vielleicht dabei zu helfen, sich einen Traum zu erfüllen.”
Eibl machte sich im Netz schlau, stieß auf einen Link zu Jobs auf dem Portal der Agentur “Athletes USA” – und die Sache kam ins Rollen. “Witziger Zufall, der Chef der Agentur ist Deutscher, er kommt aus Bayreuth und lebt jetzt in den USA. Mit ihm habe ich Gespräche geführt und er hat mir signalisiert, dass ich von Deutschland aus arbeiten kann.” In Niederbayern bekannten Fußballern wie Sebastian Loibl oder Stefan Lohberger verhalf er beispielsweise zum Sprung über den großen Teich.
Was für viele lukrativ ist: Die Colleges lassen sich Sportmannschaften enorm viel kosten.
Warum ist es so lukrativ, in den USA zu spielen? “Du brauchst für deine Ausbildung an einer Uni nur einen Bruchteil selbst zu bezahlen und erlebst fußballerisch tolle Sachen”, erklärt Eibl. Ausnahmespieler – zum Beispiel aus der Bayern- oder Regionalliga – erhalten sogar Vollstipendien. Die Colleges nehmen die Sportwettbewerbe im Allgemeinen und mittlerweile auch im Speziellen Fußball sehr ernst. Da gehe es wahnsinnig viel ums Prestige – und dementsprechend viel Geld wird locker gemacht. “Wenn ein Trainer einer College-Mannschaft einen Spieler will, dann fliegt der schon mal nach Deutschland und spricht mit dem. Auf Kosten des College versteht sich. Michael Scheßl zum Beispiel, damals beim TSV Bogen aktiv, wurde zu einem Training nach Tampa, Florida eingeladen”, erzählt Eibl, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie professionell das Ganze abläuft. Bleibt zum Schluss nur die Frage, wie Michael Eibl das alles mit seinem “normalen” Beruf als Zahntechniker hinbekommt? “Ach das geht schon, das ist gut miteinander kombinierbar”, meint er und fügt abschließend lachend an, dass auch seine Freundin nicht darunter leiden müsse. Zeit, um selbst noch zu kicken bleibt aber freilich nicht mehr. Damit kann sich Michael Eibl aber sehr gut arrangieren. Anderen helfen, Träume zu verwirklichen, kann schließlich auch jede Menge Spaß machen.