Leimbacherin studiert in Fort Lauderdale in Florida und spielt für die Seahawks. Nach schweren Knieverletzungen will die 22-Jährige im Sommer wieder fit sein.
Zuweilen muss sie sich schon kräftig kneifen. Träumt sie das alles oder ist es wirklich wahr. Vor zwei Jahren fasste Maxi Krug einen Entschluss. „Ich möchte in die USA .“ Aber nicht als Tourist für ein oder zwei Wochen. Die weltweit führende Sportagentur Athletes USA half ihr dabei, ihren sportlichen Traum zu verwirklichen. Vor eineinhalb Jahren packte sie ihre Koffer, verließ ihre Heimat und begann ein neues Kapitel im sonnigen Florida . Sportlich wie beruflich. Die 22-Jährige studiert an der Keiser University Sportwissenschaften und wirbelt im offensiven Mittelfeld für die Seahawks der gleichnamigen Universität.
Wenige Tage vor Weihnachten, irgendwo in einem kleinen Café, Regentropfen prasseln gegen die Fensterscheiben: Krug sehnt sich bei diesem Anblick zurück in sonnigere Gefilde. „Das Wetter ist nicht so schön wie in den USA . Zuletzt waren es dort immer noch um die 25 Grad.“ Mit diesen Werten kann die Heimat, das ländliche Leimbach , in jenen Dezembertagen nicht dienen. Was in diesen Tagen zählt: das Wiedersehen mit der Familie und den Freunden.
Sportlich lief es um einiges besser als in ihrer Premierensaison 2017. Vergessen wird sie diese wohl nicht so schnell. Im zweiten Saisonspiel prallte sie mit der gegnerischen Torhüterin zusammen. Diagnose: Kreuzbandriss. Ihr zweiter nach 2011. Zehn Monate später ist sie zurück auf dem Platz. Die Saison ist kurz, dauert rund vier Monate. Dafür verläuft sie recht intensiv. Ebenso die Vorbereitung darauf. Der Schweiß floss, dreimal täglich. Vorwiegend in Bootcamps mit kräftezehrenden Fitnessübungen und Lauftests. „Das waren richtig harte Einheiten, sechs innerhalb von 48 Stunden. Es flossen einige Tränen. Du fühlst dich danach richtig kaputt, aber du musst dich überwinden. Es zahlt sich irgendwann aus“, so Krug .
Dass sie einmal in den USA Fußball leben und spielen würde, daran war in jungen Jahren nicht zu denken. Früh übt sich: Im zarten Alter von vier Jahren jagte sie erstmals dem runden Leder hinterher. Von ihrem Opa bekam sie ihre ersten Fußballschuhe mit Noppen geschenkt. „Das fand ich richtig cool.“
In der Familie ist sie die einzige aktive Fußballerin. Angefangen hat sie in der SG Leimbach , mit 13 ging es an die Sportschule nach Jena . Vier Jahre später folgt ihr dreiminütiges Bundesliga-Debüt für Jena am 13. Oktober 2013 beim 3:0-Sieg im Auswärtsspiel gegen Cloppenburg . Im Sommer 2015 verließ sie dann Jena , zog nach Bonn . In die Nähe ihrer großen Schwester. Und dann wendete sich das Blatt.
Sie wagte den Sprung über den Atlantik. Gleich in der ersten Saison spielte sich ihr Team bis ins Finale der Nationals vor. Im Endspiel musste es sich knapp mit 0:1 geschlagen geben. „Natürlich ist das bitter, wenn du im Finale knapp verlierst und mit leeren Händen nach Hause fährst. Aber es war das erste Mal in der Schulgeschichte, dass es ein Frauenteam bis ins Finale geschafft hat.“ Das Team: 28 junge Frauen, größtenteils aus Europa . In ihrer „ersten“ Saison nach ihrem Kreuzbandriss steuerte Krug 13 Treffer bei. Erfolgreich, aber auch unter Schmerzen brachte sie die Saison zu Ende.
Das Innenband bereitete aber jetzt Probleme. „Bei der letzten OP wurde es geschient. Es sind Schrauben drin, die sitzen nicht mehr da, wo sie sein sollten. Das Innenband ist teilweise angerissen.“ Die Operation im Januar verlief sehr gut. „Ich hatte kaum Schmerzen und konnte auch gleich wieder laufen.“ Dem nicht genug wurde beim MRT ein Ermüdungsbruch im Becken diagnostiziert.
Maxi Krug möchte gern in den USA bleiben
Ihre Verletzungen kann sie in der „Spring-Season“ nun in aller Ruhe auskurieren. „Mit dem Trainer und den Physios habe ich abgesprochen, dass ich keine Trainingsspiele im Frühjahr machen werde und mich stattdessen auf die Reha konzentriere.“ Im Sommer will sie zur Vorbereitung auf die neue Saison wieder fit sein. Für das Team.
Zu ihrer Freude ist sie nämlich nicht mehr die einzige deutschsprechende Spielerin. Im Sommer kam Torhüterin Nina Haeberlin . „Wir hatten Bedarf auf der Position. Ich kannte sie, weil sie in Mönchengladbach und zuletzt für die Uni in Georgia spielte. Ich habe sie angeschrieben und versucht, zu uns zu locken“, sagt Krug schmunzelnd.
Ihr beider sportliches Glück ist eng mit der Sportagentur Athletes USA verbunden. Sie begleiten Athleten zu einem Sportstipendium in den USA . Zuvor schlug Johanna Rappe , Fußballerin aus Auleben , diesen Weg ein. „Ich habe mir gedacht, was Johanna kann, das kann ich auch. Mein Entschluss stand fest: Ich möchte in die USA .“ Krug nahm Kontakt zu Jonas Heidrich, Ex-Spieler von Wacker Nordhausen und Agenturmitarbeiter, auf. Bedenken, ob ein Wechsel in die USA zwei Jahre nach dem Abitur noch möglich ist, zerstreute er schnell.
Und dann ging es los – mit zwei Englischtests. Sie musste reden, schreiben, hören und lesen. Um an einer US-Uni studieren zu können, brauchte Krug eine gewisse Mindestpunktzahl. „Meine Werte waren gut, ich hatte zahlreiche Optionen und zwölf Unis zur Auswahl.“ Krug entschied sich für die Keiser University im Bundesstaat Florida . Keine große Uni, aber eine mit Wohlfühlcharakter.
Hat sie ihren Bachelor in der Tasche, will sie Physiotherapeutin werden. Hervorgerufen durch ein Schlüsselerlebnis: ihr erster Kreuzbandriss. „Ab da habe ich mich etwas intensiver mit meinem Körper beschäftigt und mich mit der Physiotherapie auseinandergesetzt.“
Fort aus den USA möchte sie nicht mehr. „Für mich war es die beste Entscheidung“ Wenngleich sie auch Dinge wie das gute deutsche Essen wie Schnitzel und Brot vermisse. Doch Sonne, Strand und Meer möchte sie nicht mehr missen. Obwohl sie ihren Traum seit eineinhalb Jahren lebt, kneifen muss sie sich doch immer mal wieder.